Archiv für den Tag: 29. Juli 2015

Nachtleben

Wochenspiegel-Kolumne: Verschlafene Politik!

Neben vielen positiven Reaktionen zu unserem Antrag zur Stärkung des Saarbrücker Nachtlebens gab es auch Kritik von Bürgern, die befürchten, wir Freie Demokraten wollten ihnen den Schlaf rauben. Das Gegenteil ist der Fall. Viele Städte beschäftigen sich seit Jahren damit, ihre Vorstellung davon zu entwickeln, wie man die Interessen der Anwohner auf ausreichend Nachtruhe mit dem Ziel eines attraktiven Kneipen-, Disco- und Clubangebots in Einklang bringen kann. In festen Arbeitskreisen beraten dort Vertreter von Politik, Betreibern und Bürgern darüber, wie ihre Stadt attraktiv für Gäste und lebenswert für Einwohner sein kann. Am Ende steigen dort sowohl die Lebensqualität der Anwohner, als auch die Attraktivität des Nachtlebens für Besucher und städtische Einnahmen.

Genau diesen Interessenausgleich wollten wir auch in unserer Landeshauptstadt erreichen. Es wird ihn in Saarbrücken nicht geben. Stattdessen fürchtet sich die rot-rot-grüne Stadtratsmehrheit davor, mit einer solchen Initiative möglicherweise Wähler zu verprellen. Das Ergebnis ist eine biedere, verschlafene Politik, die auf Kneipenverbote statt auf Dialog und Weitsicht setzt. Gute Nacht, Saarbrücken!

Anmerkung: Bei der Wochenspiegel-Kolumne handelt es sich um ein Format, bei dem die Vertreter der Fraktionen im Saarbrücker Stadtrat wöchentlich zu einem aktuellen Thema Stellung beziehen. Für die Freien Demokraten wechsele ich mich hierbei mit meinem Fraktionskollegen Karsten Krämer ab. Damit alle Fraktionen die Möglichkeit haben, sich im Wochenspiegel zu äußern, ist die Anzahl der zur Verfügung stehenden Zeichen auf insgesamt 1200 begrenzt. Dies gewährleistet Chancengleichheit für die Fraktionen, zwingt jedoch dazu, sich knapp zu halten und nicht alle angesprochen Fragen umfassend zu erläutern.

Diesmal wäre ich gerne auf die positiven Erfahrungen eines solchen Konzepts eingegangen. Andere Städte, und das nicht nur in Deutschland, sehen in Kneipen, Nachtleben u.ä. einen wichtigen Attraktivitäts- und Wirtschaftsfaktor, international bezeichnet man diesen Bereich als „Nighttime-Economy“. Als wir diesen Begriff in einer Pressemitteilung zum Thema Nachtleben erwähnten, stöhnten SPD-Stadträte laut auf. „Bei Euch geht es immer um Economy, haben wir davon noch nicht genug?“ – So kann man sich auch selbst verraten. Was ist schlimm daran, wenn Kommunen schauen, welche Vorteile sie durch die Förderung eines attraktiven Nachtlebens haben? Was ist schlimm daran, wenn unter diesen Vorteilen auch wirtschaftliche Vorteile sind? Gerade als Saarbrücker Kommunalpolitiker sollte man sich doch über jede Gelegenheit, Attraktivität und wirtschaftlichen Erfolg der Kommune zu vergrößern, freuen. Manche hängen sich leider kurzsichtig an einzelnen Begriffen auf und verkennen, welche Chancen auch ein Blick über den Tellerrand haben kann. Gespräche mit Clubbetreibern und Gastronomen haben uns gezeigt, dass viele bereits jetzt die Arbeit der Verwaltung schätzen, sich aber eine bessere Koordinierung der Anbieter untereinander wünschen. In Berlin hat die sog. “Clubkommission” genau dies erreicht. Die rot-rot-grüne Ratsmehrheit wollte noch nicht einmal darüber diskutieren, ob auch Saarbrücken von einem solchen Projekt profitieren könnte.