In den knapp drei Jahren, in denen ich vor meinem Studium professionell Tennis gespielt habe und viele Länder der Welt bereisen durfte, habe ich mich immer gefreut zurück nach Deutschland zu kommen. Ganz gleich ob ich in Jamaika, Dubai, Südafrika oder Großbritannien unterwegs war. Als ich vor wenigen Tagen aus dem Urlaub in der Bretagne heimkam, war das erstmals nicht so.
Da liest und hört man von sogenannten „Asylkritikern“. Asyl bedeutet in unserer Rechtsordnung aber Aufnahme und Schutz für Verfolgte. Was kann es daran zu kritisieren geben, dass unser Land Menschen eine Zuflucht bietet, die in ihrer Heimat Terror und Krieg erfahren müssen? Nichts. Im Gegenteil, dieses Recht auf Asyl ist ein bedeutender Bestandteil dessen, was uns als Nation ausmacht. Nicht weil es in Art. 16a unseres Grundgesetzes verankert ist, sondern weil es einen wesentlichen Teil unseres Wertesystems verkörpert. Unverschuldet Hilfsbedürftige können auf unsere Solidarität vertrauen, und das ist gut so.
Angebracht wäre es, Bund und Land zu kritisieren, die sich die Verantwortung gegenseitig zuschieben und die Belastung auf die Gemeinden abwälzen. Der Bund geht international Verpflichtungen ein, ohne selbst dafür einstehen zu müssen. Die gestern zugesagten Gelder sind zwar ein erster Schritt, ausreichend sind sie aber nicht. Bundesminister tadeln lieber Facebook, als sich etwa mit dem Missstand zu befassen, dass die Bearbeitung von Asylanträgen nirgendwo in Europa so lange dauert wie in Deutschland. Der Skandal ist nicht, dass so viele Menschen Zuflucht bei uns suchen, sondern dass es derart lange dauert, bis entschieden wird wem Asyl gewährt wird. Die geplanten Verwaltungskosten bei der unsinnigen Pkw-Maut wären wie viele andere Bundesausgaben hier besser angelegt. Und das Land weigert sich, trotz stetig steigender Flüchtlingszahlen, eine weitere zentrale Aufnahmestelle zu schaffen. Die Vorliebe der Landesregierung dafür, kommunale Einrichtungen im Land zu zentralisieren endet plötzlich bei der Asylpolitik, wo man die Kommunen weitgehend allein lässt. Weder Zelte in Lebach noch die Unterbringung von Flüchtlingen in Sporthallen sind erstrebenswert, solange man bessere Lösungen finden kann. Doch dazu fehlt es scheinbar an Willen und Konzept. Den Kommunen muss endlich geholfen werden, menschenwürdige Unterbringung und erfolgreiche Integration zu bewerkstelligen. Bei diesen Fragen würde ich mich über jeden freuen, der sich sachlich – und auch kritisch – einbringt und der Politik auf die Sprünge hilft, die bei der Asylpolitik in der Vergangenheit vieles versäumt hat. Von mangelhafter Kommunikation einmal ganz zu schweigen.
Stattdessen müssen wir miterleben, wie manche „Mitbürger“ Flüchtlinge angreifen und bedrohen, Asylunterkünfte anstecken, pauschal gegen Menschen hetzen, die alles verloren haben und Turnhallen, in denen normalerweise Kinder ihren Sportunterricht haben, niederbrennen, damit dort keine Flüchtlinge untergebracht werden können. Die, die so vorgehen, sind keine „Asylkritiker“ sondern kriminelle Idioten! Sie haben nichts aber auch gar nichts damit zu tun, was für ein Land Deutschland ist. Ein Land, in dem die Menschenwürde über allem steht. Ein Land, in dem man seine Meinung frei äußern kann – mit Worten, nicht mit Brandsätzen. Und ein Land, in dem Konflikte und Probleme in demokratischen Verfahren und nach den Grundsätzen der repräsentativen Demokratie gelöst werden. Das hat Deutschland bei aller Kritik in der täglichen politischen Auseinandersetzung zu dem gemacht, worum mich auf meinen Reisen viele Menschen aus anderen Ländern beneidet haben: ein vergleichsweise weltoffenes, modernes und vernünftiges Land.
Wenn ich mich jemals fremd in diesem Land gefühlt habe, dann beim Gedanken an diese Gestalten. Aber sicher nicht wegen der Aufnahme von Flüchtlingen.
Anmerkung: In der kommenden Woche erscheint zu diesem Thema auch meine Wochenspiegel-Kolumne. Aufgrund der dortigen Begrenzung auf 1200 Zeichen war es mir aber ein Anliegen, meine Gedanken ausführlich und ungekürzt zu veröffentlichen.