Nachtleben

Wochenspiegel-Kolumne: Kneipen? Musik? Flair?

In letzter Zeit häufen Presseberichte über enttäuschte Touristen, die in unserer Stadt Flair vermissen, denen zu wenig los ist. Auch mir fällt in anderen Städten oft positiv auf, dass Nachtleben und Straßenmusik dort viel willkommener sind. Kein Wunder, dass viele Kommunen hierin längst einen wichtigen Faktor für ihre Attraktivität erkennen und ihn fördern. Unsere Verwaltung sieht das anders. Sie will Straßenmusik noch enger begrenzen, mittags sogar ganz verbieten. Im Nauwieser Viertel will sie ein „Umkippen vom Wohn- in ein Vergnügungsviertel“ verhindern und neue Kneipen verbieten. Obwohl das Viertel schon seit Jahrzehnten aufgrund seiner Bars und Kneipen so beliebt ist.

Schade. Wir finden, Saarbrücken sollte dem Beispiel anderer Städte folgen, Die Verwaltung sollte Flair und Nachtleben als Chance sehen, unsere Stadt attraktiver und lebendiger zu machen. Nicht verbieten, sondern fördern! Am besten indem man Gastronomen und Clubbetreibern, aber auch Anwohner einbindet. Das kostet zwar Zeit und Mühe, die sollte uns unsere Stadt aber auch wert sein. Denn was bringt die teuerste Image-Kampagne, wenn Besucher das Gefühl haben, dass in Saarbrücken „tote Hose“ ist?

 

Anmerkung: Bei der Wochenspiegel-Kolumne handelt es sich um ein Format, bei dem die Vertreter der Fraktionen im Saarbrücker Stadtrat wöchentlich zu einem aktuellen Thema Stellung beziehen. Für die Freien Demokraten wechsele ich mich hierbei mit meinem Fraktionskollegen Karsten Krämer ab. Damit alle Fraktionen die Möglichkeit haben, sich im Wochenspiegel zu äußern, ist die Anzahl der zur Verfügung stehenden Zeichen auf insgesamt 1200 begrenzt. Dies gewährleistet Chancengleichheit für die Fraktionen, zwingt jedoch dazu, sich knapp zu halten und nicht alle angesprochen Fragen umfassend zu erläutern.

Diesmal hätte ich die genauen Pläne zur strikteren Reglementierung der Straßenmusik gerne ein wenig genauer dargelegt, wenn ich den Platz gehabt hätte. Nur noch an zwei Stellen und nur noch bis 12:30 Uhr oder ab 14:00 Uhr dürfen Künstler spielen. Keiner von ihnen länger als 30 Minuten und nur einmal täglich an jedem der beiden zugelassenen Plätze. Auch auf den Bebauungsplan im Nauwieser Viertel wäre ich gern näher eingegangen. Dieses Viertel auf Biegen und Brechen nun als Wohnviertel umgestalten zu wollen, verdeutlicht, wie städtebauliche und – planerische Maßnahmen zur Umsetzung von Einzelinteressen missbraucht werden. Dabei geht es uns nicht um eine Belastung der Anwohner, sie haben ihre berechtigten Interessen und wollen zurecht eine hohe Wohnqualität in ihrem Zuhause. Aber die Verwaltung muss diese berechtigten Belange mit dem Wohl der Stadt in Einklang bringen. Andere Städte, und das nicht nur in Deutschland, sehen in Kneipen, Nachtleben u.ä. einen wichtigen Attraktivitäts- und Wirtschaftsfaktor, international bezeichnet man diesen Bereich als „Nighttime-Economy“. Als wir diesen Begriff in einer Pressemitteilung zum Thema Nachtleben erwähnten, stöhnten SPD-Stadträte laut auf. „Bei Euch geht es immer um Economy, haben wir davon noch nicht genug?“ – So kann man sich auch selbst verraten. Was ist schlimm daran, wenn Kommunen schauen, welche Vorteile sie durch die Förderung eines attraktiven Nachtlebens haben? Was ist schlimm daran, wenn unter diesen Vorteilen auch wirtschaftliche Vorteile sind? Gerade als Saarbrücker Kommunalpolitiker sollte man sich doch über jede Gelegenheit, Attraktivität und wirtschaftlichen Erfolg der Kommune zu vergrößern, freuen. Manche hängen sich leider kurzsichtig an einzelnen Begriffen auf und verkennen, welche Chancen auch ein Blick über den Tellerrand haben kann.

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